Bio-Leder

Was ist Bio-Leder?

In der Regel wird Leder, welches pflanzlich gegerbt wird, als Bio-Leder bezeichnet. Um Leder als Bio-Leder bezeichnen zu können, müssen jedoch einige Punkte gewährleistet sein. Zum Einen steht die komplette Rückverfolgbarkeit der Tierhaut im Vordergrund, wo und wie das Tier den gesamten Lebenszyklus über gehalten wurde, welche Medikamente das Tier bekommen hat, wie das Tier ernährt wurde und ob das Tier geschlachtet wurde. Darüber hinaus muss die Lederherstellung angemessen sein, oft wird Bio-Leder mit “pflanzlich gegerbt” beworben, jedoch sagt das nicht aus, dass die Pflanzengerbung auch biologisch erfolgte, denn dort kann ebenfalls mit großem Umweltschaden gearbeitet werden. Außerdem müssen Mindestlöhne und Sozialstandards in der Gerberei gegeben sein, die Handhabung der Produktionsabfälle muss angemessen sein, sodass diese zum Beispiel weiterverarbeitet werden und die Aufbereitung der belasteten Abwässer, die in jeder Gerberei anfallen, muss gegeben sein. Zu guter letzt müssen bei der Lederverarbeitung Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit, Arbeitssicherheit sowie Sozialstandards und Entlohnung angemessen sein.

Wie wird Bio-Leder hergestellt?

Pflanzlich gegerbtes Leder wird mit Hilfe von Gerbstoffen aus bestimmten Rinden, Früchten oder Blättern hergestellt. Die neuesten Gerbstoffe sind aus Traubenkernen, Olivenbaumblättern und Rhabarber gewonnen und sehr vielversprechend. Die pflanzliche Gerbung wird seit über 5000 Jahren praktiziert und zählte zu den Hauptgerbarten in der Vergangenheit. Der Stoff Tannine als Polyphenole der Gallussäure ist der Wirkstoff in der pflanzlichen Gerbung. Dieser Wirkstoff wird in den Pflanzen eingelagert, damit die Pflanzen vor Bakterien geschützt werden. Der Prozess der pflanzlichen Gerbung benötigt in der Regel ca. 20-30 Monate. Für eine Hautgerbung werden etwa 20 kg Früchte oder 30 kg Rinde oder 90 kg Eichenholz verbraucht. Die Rinde beispielsweise wird zu Lohe verarbeitet, indem die Rinde mit Lohlöffeln abgeschält wird und anschließend in Lohmühlen zermahlen wird. Diese Lohe wird dann in einer mit Wasser gefüllten Grube zusammen mit den Tierhäuten gelagert, wo nach einigen Tagen dann ein gerbsäurehaltiges Bad entsteht. Die Tierhaut wird noch vielen weiteren Bädern ausgesetzt, welche noch eine höhere Gerbstoffkonzentration haben. Dieser Vorgang kann auch als Farbengang bezeichnet werden, denn die Farbintensität der Gerbbrühe wird immer höher durch eine stärkere Konzentration. Dieser Prozess dient als Vorbehandlung. Im Anschluss werden die Häute in das Versenk deponiert, welches ein Depot ist, das dauerhaft mit Gerbbrühe gefüllt ist. Dieses Versenk wird im Abstand von einigen Wochen regelmäßig ausgetauscht, um das Auslaugen zu verhindern. Die aufgenommenen Gerbstoffe der Haut sollen dadurch nicht faulig werden. Heutzutage werden hauptsächlich feste und dicke Leder pflanzlich gegerbt. Darauffolgend kann das Leder dann zu Produkten wie Lederschuhen weiterverarbeitet werden.

Was sind die Unterschiede von Bio-Leder und herkömlichem Leder?

Der größte Unterschied von Bio-Leder und herkömmlichem Leder ist die unterschiedliche Herstellung. Während Bio-Leder in der Regel pflanzlich gegerbt wird, wird herkömmliches Leder mit der Chromgerbung hergestellt, wo sogenannte Chrom III-Salze verwendet werden. Durch diesen Prozess können schädliche Salze zusammen mit hochgiftigen gelösten Schwermetallen über das Abwasser in die Umwelt und auch in die Körper der Arbeiter:innen gelangen, welche kaum geschützt sind. Der Großteil des Billig-Leders stammt aus Asien, wo Umwelt- und Arbeitsschutzstandards oft schwach sind und die Löhne oft sehr niedrig ausfallen. Die Chemikalien der Chromgerbung können außerdem im fertigen Leder-Produkt Allergien bei Endkunden:innen auslösen. Die pflanzliche Gerbung ist im Vergleich dazu deutlich schonender für die Umwelt und sicherer für die Verbraucher:innen, da keine Chemikalien verwendet werden und somit keine Giftstoffe freigesetzt werden, jedoch ist diese Art der Verarbeitung langwieriger und dementsprechend teurer.

Zertifizierungen von Bio-Leder

Ob Bio-Leder wirklich den Titel verdient bei all den zu betrachtenden Punkten, muss der Kunde am Ende selbst ermitteln, da der Begriff nicht geschützt ist und von den offiziell festgelegten Zertifikaten und Siegeln nicht immer alle Punkte berücksichtigen. Es gibt jedoch IVN-zertifiziertes Naturleder , welches aussagt, dass nur als Nebenprodukt der Fleischgewinnung anfallende Tierhäute verarbeitet werden dürfen, das Abwasser der verarbeitenden Betriebe gründlich gereinigt werden muss, Chromgerbung nicht erlaubt ist und Farbstoffe schwermetallfrei und möglichst pflanzlich sein müssen. Außerdem müssen in der Produktion strenge Sozialstandards eingehalten werden.

Ist Bio-Leder nachhaltig?

Traditionell handelt es sich bei Leder um ein Abfallprodukt der Schlachtindustrie und man kann es daher als nachhaltige Verwertung eines sowieso vorhandenen Rohstoffs betrachten. Außerdem ist das Material sehr langlebig und robust, wodurch es nachhaltiger ist als andere Materialien, welche eine kürzere “Lebensdauer” haben.

Nachteile von Bio-Leder

Die Nachteile von Bio-Leder sind, dass die Pflanzengerbstoffe erst in fernen Ländern gewonnen werden müssen, da sie überwiegend aus den Tropen stammen und sie dadurch erst über lange Transportwege per See mit hohem Treibstoffverbrauch zu den Gerbereien gebracht werden müssen. Des Weiteren ist der Kiloeinsatz an Pflanzengerbstoffen pro gegerbte Haut deutlich höher als bei Chromgerbstoffen und der Schmutzwasseranfall ist durch die deutlich höhere Anzahl an Gerbbrühen, die das Leder durchlaufen muss, wesentlich höher als bei der Chromgerbung.

Wie pflegt man Bio-Leder am besten?

Bei Schuhen sollte das Leder vorzugsweise am Anfang imprägniert werden. Um das Leder zu reinigen, können normale Leder Pflegeprodukte genutzt werden. Jedoch kann eine unachtsame Nutzung von nicht geeigneten Produkten dazu führen, dass das Leder ruiniert wird, durch fleckige Verfettungen. Somit sollte man sich vorher informieren, welches Pflegeprodukt für das entsprechende Leder geeignet ist. Eine Abdunkelung oder Aufhellung des Leders durch Lichteinwirkungen, speziell durch Sonnenlicht ist normal und gehört zu einem natürlichen Lederprodukt dazu, dementsprechend kann man dagegen nichts tun. In den meisten Fällen regeneriert sich Leder von selbst, so reicht ein wenig Zeit und Verschmutzungen oder Verfärbungen verschwinden von selbst.

Bio-Leder von unseren Brands

Cano bezieht ihr Bio-Leder beispielsweise lokal und es wird darauf geachtet, dass die Kühe auf weitläufigen Farmen lebten. Das Leder ist außerdem ein Nebenprodukt aus der Fleischindustrie, welches pflanzlich gegerbt wird und im Anschluss per Handarbeit in verschiedenste Lederschuhe verwandelt wird.

Quellen

  • https://lederakademie.de/alles-was-sie-ueber-pflanzlich-gegerbtes-leder-wissen-sollten/
  • https://www.softart-leder-shop.de/btc/leder-lexikon/begriff/pflanzlich+gegerbtes+leder
  • https://utopia.de/ratgeber/einkaufsratgeber-leder-echt-bio-pflanzlich-gegerbt/
  • https://www.leder-info.de/index.php/Bioleder