Merinowolle

Was ist Merinowolle?

Merinowolle ist eine Art der Schurwolle und stammt von den Merinoschafen. Die Schafe leben vor Allem in Neuseeland, Australien, Argentinien und Südafrika. Als Schurwolle wird jede Art von Wolle bezeichnet, welche von Schafen stammt. Die Fasern der Wolle an sich bestehen aus Keratin, was ein Protein ist, welches auch zu der Bildung menschlicher Haare und Nägel beiträgt. Im Vergleich zu anderen Wollarten, ist Merinowolle für seine Feinheit und Weichheit bekannt. Sie ist deshalb sehr zart, kratzt nicht und ist dementsprechend sehr beliebt.

Wie wird Merinowolle gewonnen und verarbeitet?

Merinoschafe werden zweimal im Jahr von Scherern per Hand geschoren. Professionelle Scherer benötigen in der Regel ca. drei bis fünf Minuten für die Schur eines Schafes. An einem Tag werden damit rund 200 Schafe von ihrer Wolle befreit. Die Schur erfolgt so, dass das Schaf zwischen den Beinen des Scherers gehalten wird und die Wolle ganzflächig vom Körper rasiert wird, angefangen am Bauch, über die Beine, den Hals, den Kopf bis zum Rumpf. Die Schermaschinen haben sehr breite Kämme, um Verletzungen bei den Tieren zu vermeiden. Im Anschluss wird die geschorene Wolle sortiert und es wird über die Wollqualität entschieden. Dabei werden Feinheit, Faserdurchmesser, Länge, Reißfestigkeit und Reinheitsgrad bewertet und in Kategorien eingeteilt. Durch einen internationalen Standard werden dabei die Kategorien A bis E vorgegeben. Nach der Sortierung wird die Wolle durch eine Wollwäsche von Fett und Schmutz befreit. Danach werden die letzten Rückstände ausgekämmt und die Fasern werden ausgerichtet und gebündelt. Anschließend werden Verfilzungen ausgekämmt und weiter ausgerichtet, damit sie dann zu Garn gesponnen werden kann. Daraufhin kann sie eingefärbt, veredelt und zu Stoff weiterverarbeitet werden. Nach all diesen Schritten kann aus dem Stoff dann Kleidung hergestellt werden.

Eigenschaften und Vorteile von Merinowolle

Merinowolle ist aufgrund ihrer vielen Eigenschaften beliebt. Dazu zählt, dass sie zu den atmungsaktivsten Fasern zählt, da sie sehr viel Flüssigkeit absorbieren kann und diese nach kurzer Zeit wieder an die Luft abgeben kann. Sie ist temperaturregulierend, das heißt, sie passt sich der Körpertemperatur an und wärmt, wenn es kalt ist oder kühlt, wenn es warm ist. Die Wolle ist außerdem im Vergleich zu Kunstfasern natürlich, erneuerbar und biologisch abbaubar. Das Material fühlt sich darüber hinaus sehr weich an und hat eine hohe Elastizität, was bedeutet, dass die Kleidung seine Passform behält. Kleidung aus Merinowolle bietet außerdem einen natürlichen UV-Schutz und ist farbecht, sodass sie ihre Farbe immer beibehält.

Nachteile von Merinowolle

Merinowolle kann auch viele Nachteile mit sich bringen, da es sehr viele Produzenten gibt, die keinen Wert auf eine gute und gerechte Tierhaltung bei der Wollproduktion legen. In Australien und Neuseeland beispielsweise wendet ein Großteil der Produzenten das Verfahren Mulesing an, wobei Lämmern Hautstücke im Afterbereich entfernt werden, was oftmals ohne Betäubung stattfindet. Das Verfahren dient dazu, dass im Afterbereich statt einer Hautfalte eine glatte Narbe ist. Die heutige Zucht hat nämlich dazu geführt, dass die Schafe viele Hautfalten bilden, um noch mehr Wolle produzieren zu können. In den Falten im Afterbereich kann sich dann allerdings Kot und Urin sammeln, wodurch die Schafe Fliegen anlocken, welche dort Eier ablegen und die daraus schlüpfenden Maden fressen die Schafe anschließend von innen auf. Das Mulesing sorgt also dafür, dass dieses Risiko minimiert wird. Eine weitere Methode, um die Schafe von Insekten zu befreien, ist sie in der Chemikalie Permethrin zu baden, welche die Insekten tötet, für die Schafe allerdings krebserregend ist. In der Wolle aus Australien und Neuseeland kann diese Chemikalie sehr häufig nachgewiesen werden. In Australien gibt es darüber hinaus viele Probleme bei der Schur, da die Arbeiter:innen pro geschorenes Schaf und nicht pro Stunde bezahlt werden, dadurch Zeitdruck haben und die Tiere teilweise schlagen, treten oder verstümmeln. In Europa werden die Schafe in der Regel besser behandelt und weder mulisiert noch mit Chemikalien in Kontakt gebracht.

Ist Merinowolle nachhaltig?

Merinowolle ist nachhaltig, da sie 100% natürlich und ein nachwachsender Rohstoff ist. Dadurch ist das Material recyclebar, biologisch abbaubar und setzt kein Mikroplastik frei.

Warum ist Merinowolle so teuer?

Merinowolle befindet sich im Hochpreissegment, da Wolle, für die kein Museling angewendet wurde, entsprechend teurer ist, da die Schafe weniger Wolle abzugeben haben und dadurch weniger verkauft werden kann. Außerdem geht gute Merinowolle mit einer fairen Vergütung für alle Mitarbeiter:innen einher, wodurch der Preis ebenfalls teurer wird. Wer gute Wolle kaufen möchte, ohne dass die Tiere oder die Mitarbeiter:innen darunter leiden mussten, muss also mehr Geld investieren.

Warum kratzt Merinowolle nicht?

Merinowolle hat eine sehr feine Faserstärke und je feiner die Faser ist, desto besser auch die Qualität, so ist die Fertigung von sehr leichten Kleidungsstücken möglich. Die Feinheit wird anhand der Einheit “Mikron” gemessen und der Wert von Merinowolle ist mit 16,5 bis 24 Mikron im Vergleich zu anderer Wolle sehr gering. Außerdem hat Merinowolle eine höhere Biegsamkeit als andere Wollarten, was ebenfalls dazu führt, dass sie auf der Haut nicht kratzt.

Ist Merinowolle für Allergiker geeignet?

Merinowolle ist hypoallergen und somit sehr gut für Allergiker geeignet, da das Material schnell trocknet und somit keinen ansprechenden Raum für Milben bietet. Milben sind eher bei warmen und feuchten Stoffen zu finden, wie beispielsweise bei Baumwolle oder synthetischen Fasern.

Zertifizierungen bei Merinowolle

Um sicher zu gehen, dass man Merinowolle auch aus guter Haltung kauft, gibt es einige Zertifizierungen, an denen man sich orientieren kann. Da gibt es zum Beispiel die “kontrolliert biologische Tierhaltung” (kbT), welche vorschreibt, dass die Schafe große Weidenflächen haben, eine natürliche Fortpflanzung stattfinden kann, kein Einsatz von Pestiziden oder Masthilfen stattfindet, die Mulesing Methode nicht angewendet werden darf und dass die Tiere schonend transportiert werden. Dann gibt es das GOTS Siegel (Global Organic Textile Standards), welches für Unternehmen leichter zu bekommen ist, da nur 70% des Faseranteils aus kbT stammen muss. Ab einem 95 prozentigen Bio-Anteil wird dann noch der Zusatz “organic” vergeben. Das Siegel “Responsible Wool Standard” (RWS) setzt außerdem den Standard für den Tierschutz bei Wollprodukten und es umfasst die gesamte Wertschöpfungskette. So darf beispielsweise auch kein Mulesing angewendet werden, allerdings bezieht es sich nicht auf die verwendeten Chemikalien.

Wie wäscht man Kleidung aus Merinowolle?

Bei Kleidung aus Merinowolle reicht es häufig aus, sie einfach über Nacht zu lüften, da sie lange frisch bleibt. Ansonsten kann sie bei maximal 30°C im Wollwaschgang in der Waschmaschine gewaschen werden. Dafür eignet sich ein Wollwaschmittel und Farben sollten bei der Wäsche getrennt werden. Das Material verträgt sich nicht mit dem Wäschetrockner und sollte nach dem Waschen an der Luft getrocknet werden. Beim Bügeln sollte man beachten, die Kleidung auf links zu drehen und mit einem Dampfbügeleisen bei niedrigster Stufe zu bügeln.

Die Brand Liapure bietet für Strickwaren wie Merinowolle ein Spezialwaschmittel an, welches bei uns im Shop erhältlich ist

Was tun, wenn Kleidung aus Merinowolle nach dem Waschen immernoch stinkt?

Die Bakterien von Schweiß können sich in der Wolle vermehren, deshalb bietet es sich an durchgeschwitzte Kleidung direkt auszuspülen. Falls sie nach dem Waschen immer noch stinken sollte, kann man beim nächsten Waschen etwas Essig oder Natron hinzugegeben werden.

Was kann man tun, wenn Kleidung aus Merinowolle eingelaufen ist?

Um Kleidung aus Merinowolle wieder in seine Ursprungsgröße zu bekommen, kann man lauwarmes Wasser in eine Schüssel geben, etwas Babyshampoo oder Haarspülung hinzugeben, umrühren, die Kleidung hineinlegen und einweichen lassen. Anschließend kann die Kleidung auf ein Handtuch gelegt werden und vorsichtig in alle Richtungen geweitet werden. Nach dem Trocknen kann sie dann nochmal vorsichtig in Form gezogen werden.

Merinowolle von unseren Brands

NINA REIN beispielsweise bezieht 90% der Stoffe, unter Anderem Merinowolle, aus Europa, um Transportemissionen gering zu halten und hohe Standards für Arbeitssicherheit und Umweltschutz gewährleisten zu können. Sie bezieht nur Wolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung und alle anderen Materialien stammen aus biologischem Anbau.

Quellen

  • https://www.ortovox.com/at-de/woll-experte/wolle/merinowolle/wollverarbeitung
  • https://www.merino-unterwaesche-test.de/merino-unterwaesche-wissenswertes/herstellung/
  • https://www.joemerino.com/de_de/was-ist-merinowolle/
  • https://utopia.de/ratgeber/nachhaltige-wolle/